FHanfang
Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Flugzeugbau

Reparaturwerk Erfurt GmbH/Mitteldeutsche Metallwerke Erfurt GmbH


Das Reparaturwerk Erfurt

Das Gelände der ehemalige Hagan’schen Lokomotivfabrik war im Zuge der Aufrüstung ein Reparaturwerk für Flugzeuge geworden.

  Der "Feuerspeiende Teufel"

Der schwarze Fokker-Dreidecker von Josef Jacobs mit dem "Feuerspeienden Teufel" als Erkennungszeichen.

Josef Jacobs war „Pour le Mérite“-Flieger mit 48 anerkannten Luftsiegen an fünfter Stelle in der Rangliste und Führer der Jagdstaffel 7 ab August 1917 im Ersten Weltkrieg. Bis 1935 war er bei den Adlerwerken in Frankfurt als Direktor tätig, bevor er sich für das Grundstück in Erfurt entschied und das Reparaturwerk Erfurt gründete.

Am 21. Februar 1936 erfolgte die Eintragung ins Handelsregister unter der Firmenbezeichnung „Reparaturwerk Erfurt Josef Jacobs“.  Im Mai 1937 wurde im Handelsregister die Firmenbezeichnung in „Reparaturwerk Erfurt G.m.b.H.“ verändert.

Die Hauptaufgaben bestanden in der Reparatur von Flugzeuge aller Art. Am 11. April 1936 traf das erste Reparaturflugzeug, eine Heinkel He 45c mit dem Kennzeichen D-IKEZ, in das Werk ein und am 29. September 1937 war die Fertigstellung des 50. Reparaturflugzeuges, eine Heinkel He-111.

 

     

Heinkel He 45c

Das 50. reparierte Flugzeug, eine He 111

Unterstützung für die Belegschaft

Verfolgt man die örtliche Presse über das REWE, so kommt man zum Schluss, es wurde viel für die Betriebsangehörigen getan. So standen der Belegschaft ein eigener Kindergarten, Bibliothek,  Luftfahrttraditionszimmer, Sportgruppen verschiedener Disziplinen, Segel- und Motorfluggruppe, kollektive Ausflüge und Besuche von Veranstaltungen, kostenlose Weiterbildungslehrgänge,  Betriebszeitung mit Familiennachrichten und Werkswohnungen  zur Verfügung.

Teilnahme der Werksflieger am Thüringen-Kurhessen-Flug und am Küstenflug 1938. Im Mai 1941 erfolgte am Ende der Nordhäuser Straße in Erfurt der erste Spatenstich für eine Werkssiedlung durch Direktor Kalkert.

Betriebszeitungen des Reparaturwerkes

Erfurt

 
REWE-Luftpost
unter Leitung von Josef Jacobs
seit Januar 1939
 
DER AUFTRIEB
unter Leitung von Albert Kalkert

seit Januar 1941

Die Montagehalle

   

Die große Montagehalle hatte eine Ausdehnung von 243 m Breite und eine Tiefe von 91 m, die Toröffnungen  Maße von je 70 m mal 10 m.

Albert Kalkert neuer Direktor

1933 an der  Ingenieurschule  Weimar tätig, ging Kalkert 1934 zur  Gothaer Waggonfabrik. In Gotha konstruierte er die bekannten Typen Go 145 und Go 242.

Im Oktober 1940 wurde Josef Jacobs von  Albert Kalkert abgelöst. Er übernahm als Direktor das Reparaturwerk Erfurt, das später als Mitteldeutsche Metallwerke Erfurt firmierte. Die Ablösung erfolgte wegen finanziellen Schwierigkeiten des Direktors Jacobs.

Von der Reparatur zur Produktion von Flugzeugen

In den Anfangsjahren des  2. Weltkrieges  konzentrierte man sich auf die  Reparatur der  Typen  Heinkel He-111, Junkers Ju-52 und Ju-86. Mitte 1943 kamen die ersten Heinkel He-111Z. Dieser Typ bestand aus  zwei He-111H-6, die zu einem Zwillingflugzeug zusammengebaut wurde. Die He-111Z wurde zum Schleppen  von schweren Lastenseglern eingesetzt.

Der Krieg forderte mehr Flugzeuge, so begann man auch in Erfurt Flugzeuge zu produzieren. Neben der Produktion von Holzteilen für die Typen DFS 230, Go 242 und FW-190 begann man ab 1943 mit dem Umbau der Heinkel He 177 A-3 hinsichtlich des Triebwerkes und Rumpfverlängerung. Kalkert konstruierte hier in Erfurt den Lastensegler Kalkert KA-430. 

   

Heinkel  He-111 Z        Maße:  Spannweite  35,20 m,    Länge  16,38 m 

   
     

     
Tank  Ta-152 H

Kalkert KA-430 V-1

Tank  TA-154 A
Maße: Spw.: 14,4 m  Länge: 10,7 m Maße: Spw.: 19,5 m  Länge: 13.35 m Maße: Spw.: 16,0 m  Länge: 12,6 m

Während im Frühjahr 1944 die ersten Vorserienmuster die Tank Ta-154, ein zweimotoriger Nachtjäger, und im August die ersten Serienmaschinen den Betrieb verließen, begann man schon Vorbereitungen zu treffen für die Serienproduktion der Tank TA-152, ein einmotoriger Jäger. Mangel an geeigneten Holzklebemittel ließ die Produktion in den letzten Kriegstagen einstellen.  Für Ende 1944 war auch die Produktion der Horten Ho 229 geplant.

Firma Otto Schwade & Co.

Neben dem Reparaturwerk Erfurt begann ab 1936 die Firma Otto Schwade & Co. wieder mit dem Flugzeugbau. Hier handelte es sich hauptsächlich um Einzelteilfertigung  für die Flugzeugindustrie. Nach Lizenz baute die Firma die Fieseler Fi-156, Focke-Wulf  FW-44 „Stieglitz“ und  FW-58 „Weihe“, die per Straße zum Fliegerhorst Erfurt-Nord gebracht und dort in einer eigen Flugzeughalle montiert wurden. Daneben erfolgten Grundüberholungen und Reparaturen an den Flugzeugmustern: He-46, Go-145 und FW-44.

Das Ende

Über Produktionszahlen beider Erfurter Betriebe liegt leider nichts vor. Bei der Besichtigung der Mitteldeutschen  Metallwerke  Erfurt, durch die  amerikanischen  Truppen, konnten 40 Rümpfe für die Tank TA-152 und 10 Rümpfe für den Lastensegler KA-430 vorgefunden werden.