FHanfang
Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Luftwaffe in Erfurt

Kampfgeschwader  "General Wever" 4



   
   

Entstehung des Kampfgeschwaders "Genaral Wever" 4

1936

Fliegergruppe Gotha

Fliegergruppe Merseburg

  durch Teilung durch Teilung
 
I. Gruppe/K.G. 253 II. Gruppe/K.G. 253 III. Gruppe/K.G. 253
     
     
Standort Gotha

Standort Erfurt

Standort Nordhausen
     

Einzug der Kampfflieger in Erfurt

Von Tausenden wurde am 17. März 1936 eine der Kampfgruppen des Kampfgeschwaders Gotha, in der festlich geschmückten Stadt auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz (heute Domplatz) begrüßt. Die Kampfgruppe wurde  vom Gruppenkommandeur Major Sonnenburg angeführt. Als Gruß der Flieger an ihre neue Heimat flog eine Staffel Ju-52 über Erfurt. Anwesend war auch der Geschwaderkommodore Oberst Förster. Mit herzlichen Worten begrüßte Oberbürgermeister Kießling die Kampfflieger im Namen der Stadtverwaltung und der gesamten Bevölkerung.

Mit dem Einzug einer weiteren Kampfgruppe aus Merseburg in Nordhausen, am 7. April 1936, hatte das Kampfgeschwader 253 seine endgültigen Standorte eingenommen.

Generalleutnant Wever

Das Reichsluftfahrtministerium gibt bekannt:

Am 3. Juni 1936 vormittags ist auf dem Dresdener Flughafen, das zur Flugbereitschaft des Reichsluftfahrtministeriums gehörige Flugzeug D-UZON vom Typ Heinkel He-70, unmittelbar nach dem Start abgestürzt. Die Besatzung des Flugzeuges, der Chef des Generalstabes der Luftwaffe, Generalleutnant Wever, als Flugzeugführer, und der Obergefreite Kraus als Bordmechaniker, kamen dabei ums Leben.

Unser Oberster Befehlshaber, der Führer und Reichskanzler, hat in Würdigung der einzigartigen Verdienste um den Aufbau der jungen deutschen Luftwaffe genehmigt, daß in alle Zukunft das Kampfgeschwader Gotha den Namen "General Wever" tragen soll. Das Geschwader wird sich dieser hohen Ehre stets würdig erweisen und eingedenk sein, daß es den Namen eines Mannes trägt, der vorbildlich war in rastloser Arbeit, in hochherzigem Denken, in nationalsozialistischer Treue und einzigartiger Hingabe für Führer, Volk und Vaterland.

Wir senken die Fahnen: Unser bester Kamerad geht ein in Walhall!

 gez. Göring, Generaloberst.

 

Noch im gleichen Jahr wurde dem Verband der Name 

Geschwader General Wever 

verliehen, zur Erinnerung an den ersten Generalstabschef der neuen deutschen Luftwaffe.

Mit Datum vom 08. Juli 1936 stiftete der Oberbefehlshaber der Luftwaffe das Ärmelband "Geschwader General Wever", das von allen Verbandsangehörigen am rechten Arm zu tragen war. Das Familienwappen mit dem Weberschiffchen wurde Wahrzeichen des Geschwaders und der Wappenspruch "Munquam retrorsum" ("Niemals zurück") wurde zum Leitspruch für Pflichterfüllung und Einsatzbereitschaft.

Der erste Flugzeugunfall

  Am 20.07.1936 kam es unweit von Oberhof zu einem Absturz einer Ju-52 . Die Staffel befand sich auf einem Übungsflug von Erfurt nach Sprotau. Hier bekam die Besatzung den Befehl Erfurt von verschiedenen Richtungen anzugreifen. Die Besatzung von der Unglücksmaschine sollte von Süden Erfurt anfliegen. Aus ungeklärten Umständen streifte die Ju-52 die Baumkronen am Rennsteig und stürzte in der Nacht um 23.30 Uhr ab. Dabei wurde der Pilot Unteroffizier Viktor Matthieu und der Beobachter Leutnant Kurt Kirsch getötet. Unteroffizier Friedl Delvo (Bordfunker) schleppte den schwer verletzten Bordmechaniker Obergefreiten Frey in die nächste Ortschaft. Kameraden errichteten an der Absturzstelle ein Gedenkstein.

Geschwaderdaten und Erkennung

 17. März 1936  Kampfgeschwader 253,       iFlugzeugkennung:     33 + laufendes Flugzeug, Gruppe; Staffel fel    i
z. B.
33 + F26
 (33) Kampfgeschwader 253  (F) 7.  iFlugzeug, (2) II. Gruppe,  (6) 6. Staffel
   

   33  +  D24

Änderung des Kennzeichens des selben Flugzeuges in:

  5J  +  DM

 6. Juni 1936  Umbenennung in:
 Kampfgeschwader "General Wever" 253
   
 8. Juli 1936  Ärmelband: Geschwader General Wever
   
 1938  Umbenennung in
 Kampfgeschwader "General Wever" 4
   
 ab Juli 1939  Neue Flugzeugkennung  5J + laufendes Flugzeug (farbig),  iZuordnung Iim Geschwader z. B. 
5J +
BN
 (5J) Kampfgeschwader 4  (B) 2. lFlugzeug der 5. Staffel, (N) 5. Staffel

Eingesetzte Flugzeug

Folgende Flugzeugtypen waren in den Anfangsjahren und für das Training im Einsatz:

  Arado Ar 66   Junkers W 33
  Dornier Do 23   Junkers W 34 hi
  Focke-Wulf  FW 44 "Stieglitz"   Junkers W 34 hau
  Focke-Wulf  FW 56 "Stößer"   Junkers Ju 52
  Heinkel He 111F   Junkers Ju 86

Die ersten kriegerischen Erfahrungen machten einige Besatzungen der II. Gruppe im Bürgerkrieg in Spanien, in der Legion "Condor"

Am 25. August 1939 verließ das Kampfgeschwader General Wever 4 ihre Friedendfliegerhorste in Gotha, Erfurt-Bindersleben und Nordhausen und bereiteten sich auf den neuen Einsatzflugplätzen auf  ihre ersten militärischen Einsätze gegen Polen vor.

    I. Gruppe   Einsatzplatz Langenau bei Breslau
   II. Gruppe und Stabsstaffel   Einsatzplatz Oels
  III. Gruppe   Einsatzplatz Langenau bei Breslau

Flugzeugbestand Stand  01.September 1939:

 Stab/K.G. 4  6 He-111
  I. Gruppe 31 He-111
II. Gruppe 32 He-111
III. Gruppe 33 He-111

102 Kampfbomber vom Typ Heinkel He-111 P war der Bestand des K.G. 4 für alle drei Gruppen und der Stabsstaffel am 1. September 1939.

Im Einsatz befand sich in allen Gruppen der Kampfbomber vom Typ  He-111 P. Die He-111 der P-Serie war bis  Anfang 1941 in den einzelnen  Gruppen im  Einsatz. Sie wurde dann von der  He-111 H-Reihe (He-111 H-4 bis He-111 H-20) abgelöst. 

Während des  Krieges waren zeitweise  Ju-88 in der  III. Gruppe im  Einsatz und in der I. Gruppe begannen  Umschulungen auf He-177, die aber abgebrochen wurde.

Der Weg der II. Gruppe

Beginnend mit dem 1. September 1939 waren die ersten Ziele die Bodenorganisation der polnischen Luftwaffe, unter anderen die Flugplätze Lemberg, Lublin und Demblin. Die Gruppe flog während des Polenfeldzuges insgesamt 19 Einsätze. Am 19. September wird das gesamte Kampfgeschwader  aus dem Einsatz gezogen und verlegt zur Auffrischung in die Heimathorste Gotha, Erfurt-Bindersleben und Nordhausen.

Ende September verließ die II. Gruppe für immer ihren Fliegerhorst Erfut-Bindersleben, um auf anderen Flugplätzen in Hessisch-Lichtenau, Diepholz, Delmenhorst und Faßberg auf die Einsätze in Norwegen, Niederlande, England, Ägypten, Irak und Sowjetunion vorbereitet zu werden.

Einsätze der II. Gruppe:

Zeitraum Land Einsatzhafen Ziele
  September 1939   Polen   Oels   Lemberg, Demblin, Krakau, Lublin, Radom
  April 1940   Norwegen   Aalborg, Oslo-Fornebu   Einsätze gegen Norwegen
  Mai 1940   Niederlande   Kirchhellen   Antwerpen, Schiphol, Rotterdam
  August 1940-März L1941   England   Eindhoven, Soesterberg, Merville (F)   London, Birminham, Leeds, Cardiff, MManchester
  April 1941   Jugoslawien   Wien-Aspern   Belgrad

Die II. Gruppe Anfang April 1941 Sondereinsatz im Mittelmeerraum und Südostraum.

Am 21. April verlegt die II. Gruppe nach Rumänien auf den Flugplatz Zilistea ohne die 5. Staffel. Sie verlegt  nach  Catania auf Sizilien.  Die Staffel wurde gegen den Suez-Kanal, Alexandria, auf die Inseln Kreta und Malta eingesetzt. Danach kehrt die Staffel zur Gruppe zurück.

Am 08. Mai 1941, als die II. Gruppe in Rhodos liegt, ergeht der Befehl, eine Kriegsstarke Staffel zu einer Sonderverwendung abzustellen. Die 4. Staffel mit 8 He-111 P4, unter Hauptmann Schwanhäuser wird dem Oberst Junck für das "Sonderkommando Junck" unterstellt.

Einsätze vom  Einsatzhafen Mossul (Irak) im  Mai 1941. Bewaffnete Aufklärung und Bombenangriffe auf den Flugplatz und Lager Habbanyah.                               

Ende Mai kehrten die zwei letzten überführungsklaren He-111 zur II. Gruppe, die auf Rhodos lag, zurück.

Den Angriff auf den Suez-Kanal musste durch die Gruppe erfüllt werden. Aus diesem Grunde flog die Gruppe die 2.000 km Strecke vom Flugplatz Zilistea über Bulgarien nach dem italienischen Rhodos, wo zwischengelandet wurde, um von dort aus nachts den Kanal anzugreifen und nach Rhodos zurückzukehren. Von dort aus ging es mit allen Staffeln Mitte Juni 1941 zurück nach Rumänien.

Weitere Einsätze der II. Gruppe:

Zeitraum Land Einsatzhafen Ziele
  Juni 1941   Sowjetunion   Zilistea (RO)   Odessa
  Juli 1941   England   Rosieres (F)   Englische Städte
  August 1941 bis Juni L1944   Sowjetunion   Sowjetische Flugplätze

  Moskau, Leningrad, Orel, Kursk usw. LHeeresunterstützung,  Kesselversorgung

  August 1944   Polen   Zichenau   gegen polnische Heimatarmee in LWarschau
  Oktober 1944   Balkan   Papa (H), Agram (YU), Wiener-LNeustadt   Versorgungsflüge
  März/April 1945   Deutschland   Pretzsch, Anklam, Greifswald

  Heeresunterstützung Brückenziele an der LOder,  Versorgungsflüge Berlin

  Mai 1945   Deutschland   Großenbrode, Eggebek   Endstation


Einsatzgebiete der II. Gruppe des Kampfgeschwaders "General Wever" 4

Das Ende

Großenbrode und Eggebek ist Endstation. Hier erlebt die II. Gruppe des Kampfgeschwaders 4 die Kapitulation der deutschen Wehrmacht und wird vom Kommandeur nach einen letzten Appell entlassen.

Geschwaderstab und die I. Gruppe landen das letzte Mal mit ihren He-111, von Königgrätz kommend, im Westen des Reichsgebietes, während die III. Gruppe das Kriegsende auf tschechischen Gebiet erlebt und in sowjetischen Gefangenschaft gerät. Zuvor mussten sie befehlsgemäß ihre Flugzeuge auf dem Flugplatz Königgrätz enttanken und anschließend zerstören. Der Kraftstoff wurde dem Schlachtgeschwader 4 für ihre FW-190 zur Verfügung gestellt.

Zu Beginn des  II. Weltkrieges hatte es  14 Kampfgeschwader mit  31 Gruppen gegeben; am Ende blieben 11 Gruppen  übrig; davon 3 volle Gruppen des K.G. 4, das als einziges altes Kampfgeschwader noch voll existierte. Es verfügte mit 96 He-111 über den vollen Bestand eines K.G..

Was noch heute an die II. Gruppe des K.G. 4 erinnert, ist ein
Gedenkstein unweit Oberhof am Grenzadler. Er erinnert an
einem Absturz einer Ju-52 am 20. Juli 1936 bei einem Übungsflug
von der in Erfurt stationierten II. Gruppe des Kampfgeschwaders.
(Siehe Anfangs)

Mitgliedsheft der Traditionsgemeinschaft

 

"Geschwader General Wever"

 

Im Technik-Museum Sinsheim befindet sich eine He-111 vom K.G. 4 mit der Flugzeugkennung 5 J  +  G N   (5. Staffel).  Der Weg der Maschine führte von  Deutschland nach Spanien, wo sie noch bis in die 60-er Jahre flog und dann vom Museum erworben wurde.